9. Ausgrabungskampagne Frühjahr 2011

Areal I

Im Areal I bearbeiteten wir im Frühjahr 2011 drei Bereiche. Der Erste - im Zentrum des Areals - ist der östliche Bereich der Ausgrabungsfläche, der vom Erdrutsch der Spätbronzezeit (14. Jahrhundert v. Chr.) nicht betroffen war, und wo noch Architekturreste erhalten blieben. Im Sommer 2010 war dort das Niveau der Mittelbronzezeit I / Frühbronzezeit IV erreicht worden. Während der Frühjahrskampagne wurden 2 Strata mit vielen Gruben, Feuerplätzen, Arbeitsebenen und einigen dünnen Steinmauern freigelegt. Sie weisen auf einen Wohn-Arbeitsbereich hin, der zum Kochen, Getreide-Mahlen und zur Vorratshaltung genutzt wurde. Unter diesen beiden Strata wurde eine neue Siedlungsschicht aus der Frühbronzezeit (EB III?) mit Hausstrukturen erreicht.

Der zweite Grabungsbereich in Areal I lag am Westhang. Während früherer Kampagnen hatten wir einen senkrechten Kanal freigelegt, der vom jüngsten Bronzezeit-Stratum ausging. Er führte durch eine Bresche, die in die frühbronzezeitliche Stadtmauer und das Glacis geschlagen worden war. Im Frühjahr 2011 wurde die Beziehung zwischen Kanal und Mauer mit Glacis weiter erforscht. Dabei konnten wir den Verlauf des Kanals klären und erreichten sein Ende.


Industriegefäß

Der dritte Bereich war die Erweiterungszone im Norden von Areal I, die 2007 geöffnet worden war. In deren südlichen Teil war 2010 neben dem 2008 entdeckten großen Gebäude der Spätbronzezeit ein mit Kieselsteinen gepflasterten Hof ausgegraben worden, dessen Begrenzung noch unklar geblieben war. In diesem Frühjahr stellten wir fest, dass der Hof im Norden von einer dicken Mauer abgeschlossen wurde. An der Grenze der Pflasterung zeigte sich allerdings nur das „Negativ“ dieser Mauer und ihr Fundamentgraben. Die Steine waren von den Siedlern der Eisenzeit I komplett ausgeraubt und für ihre Baumaßnahmen verwendet worden.

Im nördlichen Teil erreichten wir unterhalb der EZ I – Besiedlung ein Stratum der Spätbronzezeit. Wir fanden die Steinfundamente mehrerer Räume, nur vereinzelt waren Reste von Lehmziegelmauern mit Kalkverputz erhalten. Zur genaueren Klärung dieses Stratum sind weitere Grabungen im Sommer geplant. Ein besonders interessanter Fund in diesem Bereich war eine Votivplatte aus Keramik mit der Abbildung eines Gottes oder Kriegers.


Gott oder Krieger?

Areal II

Ziel der Ausgrabungen im Areal II war die Untersuchung der Siedlungsabfolge von der umayyadischen bis zur hellenistischen Periode.

Die umayyadische Periode ist durch ein Haus im Westen des Areals vertreten sowie durch Belege für die Nachnutzung mehrere byzantinischer Häuser. So konnte gezeigt werden, dass der Hof mit einem großen Portal nicht in der byzantinischen sondern der umayyadischen Zeit gebaut wurde. Die umayyadische Architektur ist an einer speziellen Läufer-Binder-Technik zu erkennen. Die Gebäude sind sehr tief gegründet und schneiden in das hellenistische Niveau ein.

Die früheste byzantinische Bauphase konnte geklärt werden. Sie besteht aus einem Haus mit zwei Räumen. Das Gebäude war durch einen großen Hof im Norden erweitert und hatte im Osten ein Vestibül. Nach einer Zerstörung des Hauses wurden neue Räume gegen die verbliebenen Mauern gebaut, wobei das Raumkonzept sich änderte.

Im östlichen Teil des Areals II wurde die vor-byzantinische Besiedlung weiter erforscht. Von einem Raum konnten Fundamente aus drei verschiedenen Bauphasen freigelegt werden. Weitere Reste aus dieser Phase, die zur römischen Epoche gerechnet werden kann, wurden in verschiedenen Bereichen von Areal II ausgegraben.

Der Verlauf der Fundamente einer sehr breiten Mauer aus der hellenistischen Periode konnte im Westen des Areals geklärt werden. Sie läuft allerdings in den Steg, so dass ihr Ende nicht ausgegraben werden kann.

Der wichtigste Fund war im Areal II eine Gießform für Perlen. Sie wurde im römischen Stratum aufgefunden und bestätigt die bisherige Annahme einer Metallverarbeitung auf dem Tall Zira’a.


Gießform für Perlen

Danksagung

Unser Dank gilt all den großzügigen Menschen und Institutionen, die unsere Arbeit unterstützen: der jordanischen Antikenbehörde für die Erteilung der Arbeitserlaubnis wie auch dem Freundeskreis des BAI Wuppertal und der Gerda Henkel Stiftung für ihre langfristige und zuverlässige Förderung unserer erfolgreichen Arbeit im Gadara Region Project.

Stand der Information: 2011

AKTUELLER HINWEIS (2017)

 

Ausführlich werden die Ergebnisse

der Grabungskampagnen von 2003 bis 2011

in der Endpublikation dargestellt.


Projektpartner

Biblisch-Archäologisches Institut Wuppertal   (BAI
Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes   (DEI)

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Schirmherrschaft

His Royal Highness Prince El Hassan bin Talal übernimmt als Vertreter des Könighauses die Schirmherrschaft

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Freunde und Förderer

  • Förderverein DEI
  • Universität Wuppertal
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