Jüdische Steingefäße

Eine besondere Fundgruppe, die nur in römischer Zeit in Palästina auftrat, sind becherförmige Kalksteingefäße. Diese Gefäße wurden hauptsächlich in der Zeit von Herodes (oder kurz vorher) bis etwa 70 n. Chr. verwendet. Spätestens in Zeit Bar Kochbas (ca. 135 n. Chr.) kamen sie völlig außer Gebrauch. Es handelt sich um Gefäße, die entweder auf der Drehbank hergestellt oder handgefertigt wurden. Die handgefertigten Objekte werden häufig als „Maßbecher“ bezeichnet, doch weist diese Benennung auf eine Funktion hin, welche die Becher niemals hatten. Tatsächlich gibt es die Becher in vielen verschiedenen Größen; das Fassungsvermögen variiert zwischen 0,2 und 80 Litern. Verbreitet waren vor allem zwei Formen: die eine besaß ein oder zwei eckige und durchlochte Henkel, die andere war henkellos. Das gezeigte Objekt besitzt einen der typischen eckigen Henkel; die anderen Formen kamen auf dem Tall Zira'a aber ebenfalls vor.

  

Interessant ist besonders, dass diese Objekte offensichtlich als Indikator für jüdische Präsenz dienen können; denn sie wurden bislang nur in Israel und Jordanien gefunden und auch hier nur dort, wo auch Juden lebten – oder man dies zumindest vermuten kann. Joh 2,6 („Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte,…“) kann dahingehend interpretiert werden, dass die Gefäße bei bestimmten Reinigungsriten eingesetzt wurden. Dahinter steht vermutlich die rabbinische Lehre, dass etwa aus Stein hergestellte Gefäße nicht unrein werden können. Möglicherweise hängt die plötzliche Verbreitung dieser Objekte mit einem starken pharisäischen Einfluss zusammen; die Pharisäer wollten die Einhaltung der Gebote der Thora nämlich zwecks Reinheit des Volkes möglichst einfach machen. Die Tempelzerstörung 70 n. Chr. jedoch führte zu veränderten Riten, insbesondere auch im Bereich der Reinheitspraxis. Der Tempel war zur Sühnung bestimmter Vergehen und Verunreinigungen notwendig; nun da er nicht mehr existierte, mussten die entsprechenden Reinheitsriten und -regeln überdacht und eben teilweise modifiziert werden.

Literatur:

Ben-David, A.: Talmudische Ökonomie. Die Wirtschaft des jüdischen Palästina zur Zeit der Mischna und des Talmud. Band 1. 1974 Hildesheim; S. 337.

Deines, R.: Jüdische Steingefäße aus der Zeit von Herodes bis Bar Kochba. In: Schefzyk, J.; Zwickel, W. (Hrsg.): Judäa und Jerusalem. Leben in römischer Zeit. Stuttgart 2010,  S. 134-137.

Projektpartner

Biblisch-Archäologisches Institut Wuppertal   (BAI
Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes   (DEI)

mehr >>

Schirmherrschaft

His Royal Highness Prince El Hassan bin Talal übernimmt als Vertreter des Könighauses die Schirmherrschaft

mehr >>

Freunde und Förderer

  • Freundeskreis des BAI Wuppertal
  • Dr. Jackstädt-Stiftung, Wuppertal
  • Kulturhilfe des Auswärtigen Amtes der BR Deutschland

weitere Förderer >>

Kooperationspartner

Wir arbeiten mit vielen Hochschulen, Instituten und Firmen vertrauensvoll zusammen.

mehr >>