Figurinen von Göttinnen

Weibliche Figurinen sind sehr typische Funde für nahezu alle Grabungen im Vorderen Orient. Traditionell werden sie als Fruchtbarkeitsgöttinnen oder -idole gedeutet. Diese Interpretation ist auch nicht unwahrscheinlich, da Fruchtbarkeit sowohl auf menschlicher (Nachkommen sicherten das Altersauskommen) wie landwirtschaftlicher Ebene gerade im Orient immer eine herausragende Rolle spielte (letztlich gilt dies aber für alle Gesellschaften und, leicht verändert, natürlich auch heute noch).

  

Es sind aber auch andere Deutungsmöglichkeiten für weibliche Figurinen denkbar. So gibt es bisweilen Darstellungen von unbekleideten Frauen und (meist wilden) Tieren; für diese Figur, hinter der vermutlich sehr naturbezogene Vorstellungen stehen, hat sich der Begriff „Herrin der Tiere“ eingebürgert. Andere Göttinnen wiederum, wie die kanaanäische Anat, besitzen einen ausgeprägt militanten Charakter.
Daher sollten bei der Interpretation dieser Objekte nicht vorschnell ein vielleicht nur anscheinend passender Aspekt betont, sondern die gegebenen Uneindeutigkeiten bewusst stehen gelassen werden.

Das gleiche betrifft die Namen; aus schriftlichen Quellen sind zwar recht viele weibliche Gottheiten bekannt, doch gibt es nur wenige gesicherte Darstellungen einzelner dieser Figuren, die etwa eine identifizierende Beischrift aufweisen. Auch hier muss man sich also nur allzu oft mit der – selbstverständlich höchst unbefriedigenden – Ungewissheit abfinden.

In manchen Fällen können jedoch die Identifizierungsmöglichkeiten einer Göttin wenigstens eingegrenzt werden. Da auch die oben gezeigte Figurine einen Löwinnenkopf besitzt (oder dieser zumindest angedeutet ist), scheinen Sechmet und/oder Hathor und/oder Ištar zumindest mit-gemeint zu sein.


Dieser Kopf einer Terrakotta-Figurine wurde in einem eisenzeitlichen Haus gefunden. Es handelt sich um die Darstellung einer Göttin (Astarte/Aschera...) mit einer Hathor-Frisur. Eine Besonderheit ist die Ausformung des Gesichtes. In frontaler Betrachtung zeigt sich ein weibliches Gesicht, in der seitlichen Ansicht ist dagegen ein Löwenkopf erkennbar. Diese Art der Formgebung ist bislang einzigartig in Palästina. Zwei Figurinen, die nicht mit einem Frauengesicht, sondern nur löwenköpfig dargestellt und mit einer Hathor-Frisur versehen sind, wurden auf dem Tall Massād el-Gisl und in Bet-Schean gefunden. Die Darstellungen verbinden möglicherweise Göttinnen der Levante wie Astarte, Aschera, Anat mit den ägyptischen Göttinnen Hathor und Sechmet.


 

Zeichnungen von Ernst Brückelmann

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